Top-Getreide-Qualität braucht Raum zum Gedeihen
Wenn wir etwas aus den vergangenen Getreidebaujahren gelernt haben, dann hoffentlich, dass wir insbesondere Weizen, Triticale, Dinkel und mehrzeilige Gerste nicht zu dicht in die Ernte gehen lassen dürfen. Leider passiert das immer wieder und die Bestände erreichen mehr als 600 Ähren je Quadratmeter. Das kostet Ertrag, Qualität und mehr Wasser. Deshalb sollte man heuer bei der Andüngung besonders vorsichtig sein und keine unnötig hohen Stickstoffmengen bei bereits sehr gut bestockten Beständen aufwenden.
Besonders früh bestelltes Wintergetreide, wie beispielsweise im Gewässerschutzgebiet, hat sich bis dato überdurchschnittlich in Bestockung und Länge entwickelt. Die Angst, dass überwachsenes Getreide auswintert, ist bisher unbegründet. Dazu war der Winter bis zuletzt zu mild. Trotz hohem Wuchs mit bis zu 30 cm Länge sind die Bestände nicht über das Doppelringstadium hinausgekommen. Damit hat sich das Vegetationszentrum nicht wesentlich vom Boden bzw. Bestockungsknoten abgehoben.
Vergilbungen, wie sie bei früh bestellten Beständen häufig vorkommen, sind ebenfalls nur, wenn überhaupt, am Vorgewende anzutreffen. Hauptursache für derartige Symptome ist oberirdisches Wachstum bei fehlender Nährstoffnachlieferung aus dem Boden, weil dieser verdichtet, zu kalt ist oder an Nährstoffmangel leidet .
Eine Stickstoffdüngung vor den wasserrechtlich erlaubten Terminen (1. Februar für Wintergerste und 16. Februar für restliches Getreide, mit Ausnahme von ÖPUL- und anderen strengeren Gewässerschutzauflagen) ist nicht erlaubt.
Wurde im Herbst bereits mit Wirtschaftsdüngern oder Diammonphosphat gedüngt, dann sollte im Frühjahr nur noch verhalten angedüngt werden. Mineralisch kommen dann nur noch NAC oder Ammonsulfat in Frage. Die Düngung mit Mehrfachdüngern, wie Complex 15:15:15, sollte nur dann durchgeführt werden, wenn im Herbst keine Düngung erfolgt ist. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die Wirkung der Phosphordüngung im Herbst effektiver ist als im Frühjahr.
Besonders schwierig sind Flächen zu beurteilen, welche ein großes Stickstoffmineralisierungspotenzial haben. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass in diesen Fällen auch gar keine Düngung zum Start sinnvoll sein kann und dafür die Schosserdüngung vorgezogen werden sollte. Sollten Sie in diesen Fällen unsicher sein, kann eine Harnstoffblattdüngung mit 40 kg Harnstoff je Hektar (20 kg N/ha) über das Blatt gemacht werden.
Die Düngung zu Vegetationsbeginn
In der Regel werden zu diesem Stadium 40 kg N/ha bei Weizen, mehrzeiliger Gerste und Triticale und 60 kg N/ha bei zweizeiliger Gerste gedüngt. Sind die Bestände mastig (siehe Beschreibung unten) werden die Düngungshöhen um 10 bis 20 kg N/ha reduziert, beziehungsweise um den gleichen Betrag erhöht, wenn die Pflanzen unter der Zielbestockung von zwei bis drei Trieben sind. Mehr als 70 kg N/ha sind jedoch niemals sinnvoll.
Extrem bestockte Bestände, welche bis dato nicht absehbar sind, sollten nur noch minimal mit 20 bis 30 kg N/ha gedüngt werden.
Solche Flächen zeichnen sich dadurch aus, dass sie mehr als zehn Bestockungstriebe (mehr als 30 Blätter je Pflanze) haben und den Boden vollständig bedecken. Sollte keine Herbstdüngung vorgenommen worden sein, dann kommen für die Andüngung im Frühjahr bevorzugt Dünger mit Phosphor zur Wurzelförderung, z.B. VK 15:15:15, in Frage. Schwefelhaltige Dünger, wie Ammonsulfat (20:0:0) oder Sulfammo (30:0:0) wären für den Mahl- und Qualitätsweizenanbau, aber auch für sehr gut bestockte Bestände, zu empfehlen. Im kühlen, feuchten Frühjahr 2018 zeigte Ammonsulfat deutliche Wirkungsverzögerungen, sodass diese Düngeformen nur bei guter Bestockung im Frühjahr zur Anwendung kommen sollten.
Solche Flächen zeichnen sich dadurch aus, dass sie mehr als zehn Bestockungstriebe (mehr als 30 Blätter je Pflanze) haben und den Boden vollständig bedecken. Sollte keine Herbstdüngung vorgenommen worden sein, dann kommen für die Andüngung im Frühjahr bevorzugt Dünger mit Phosphor zur Wurzelförderung, z.B. VK 15:15:15, in Frage. Schwefelhaltige Dünger, wie Ammonsulfat (20:0:0) oder Sulfammo (30:0:0) wären für den Mahl- und Qualitätsweizenanbau, aber auch für sehr gut bestockte Bestände, zu empfehlen. Im kühlen, feuchten Frühjahr 2018 zeigte Ammonsulfat deutliche Wirkungsverzögerungen, sodass diese Düngeformen nur bei guter Bestockung im Frühjahr zur Anwendung kommen sollten.
Zielvorgaben für Ertrag und Ertragsstruktur
Winterweizen | Winterroggen | Triticale | zweizeilige Wintergerste | mehrzeilige Wintergerste | |
Kornertrag dt/ha | 100 | 100 | 100 | 90 | 95 |
Ähren/m² | 450–550 | 450–550 | 450–550 | 850–1.000 | 550–650 |
Körner/Ähre | 35–45 | 50–60 | 45–55 | 18–22 | 35–40 |
Körner/m² | 20.000–25.000 | 22.000–30.000 | 20.000–25.000 | 18.000–20.000 | 20.000–22.000 |
TKG | 45–55 | 35–40 | 40–45 | 48–52 | 40–45 |
Einzelährengewicht g | 1,8–2,4 | 1,8–2,4 | 1,8–2,4 | 0,8–1,2 | 1,6–2,0 |
Faustzahlen zur Anbautechnik | |||||
Saattermin | 1.–10.10. | 20.–30.9. | 25.9–5.10. | 15.–25.9. | 15.–25.9. |
Saatstärke Körner/m² | 220–250 | 170–200 | 180–220 | 280–320 | 220–250 |
Pflanzen Ende Oktober | 220 | 180 | 180 | 280 | 200 |
Triebe bei Veget.-Beginn (gezählt werden nur kräftige Triebe, mind. 3 Blätter) | 400–500 | 350–450 | 350–450 | 1.000–1.200 | 600–800 |
N-Düngeraufwand / dt Korn | 1,8–2,4 | 1,5–1,7 | 1,6–1,8 | 1,7–2,0 | 1,6–1,9 |
kg N/ha|% Herbst | ----- | ----- | ----- | 0–25|10 | 0–25|10 |
kg N/ha|% Veget.-Beginn | 30–50|22 | 30–40|30 | 40–70|40 | 50–70|40 | 40–60|30 |
kg N/ha|% EC 30 – 32 | 40–70|33 | 30–60|35 | 30–40|30 | 30–50|25 | 50–60|35 |
kg N/ha|% EC 37 – 49 | 50–100|44 | 40–50|35 | 40–50|30 | 40–50|25 | 40–50|25 |
Bei Qualitätsweizen beachten Sie bitte, dass dieser auf keinen Fall zu dicht werden darf, weil darunter die Qualität (Protein, Hektolitergewicht etc.) leiden würde.
Werden Volldünger ohne Schwefel zur Startdüngung verwendet, dann kann die Schwefeldüngung auch auf die Schossdüngung verlegt werden. Mehr als 40 bis 50 kg Schwefel/ha sind jedoch nicht notwendig. Im Futtergetreideanbau sind 30 kg Schwefel ausreichend.
Die Schosserdüngung zwischen Schossbeginn (EC 30) und Zweiknotenstadium (EC 32)
Wenn es Ihnen bei diesem Düngungsmanagement gelingt, unnötige schwache Triebe und eine zu dichte Triebausstattung zu reduzieren, dann wird auch das Fusariumrisiko gesenkt.
Diese Düngung entscheidet nämlich über die verbleibenden Triebe je Quadratmeter und die Kornanzahl je Ähre. In der Regel werden hier 30 bis 70 kg N/ha gedüngt (siehe kulturspezifische Schoßdüngung EC 30 – 32, in Abbildung 1). Dünne Bestände, sprich solche mit weniger als 600 Trieben/m2, bei denen auch noch viel brauner Boden zu sehen ist, können auch schon vor dem Schossbeginn gedüngt werden. Meist wird diese Düngung mit NAC durchgeführt. Im Qualitätweizenanbau kann auch auf Ammonsulfat oder Sulfammo zurückgegriffen werden.
Sollten die Bestände zu diesem Düngezeitpunkt zu dicht und kaum noch Boden zu sehen sein (mehr als 2.000 Triebe/m2), dann sollte die Düngung auf das Zweiknotenstadium mit verringerter Stickstoffmenge verschoben werden. Eine Möglichkeit diesen Düngetermin genauer zu bestimmen wäre die Beobachtung der jüngsten Triebe. Sind diese noch grün, kann mit der Düngung zugewartet werden. Sobald diese jedoch gelblich sind, sollte unmittelbar gedüngt werden. Diese Methode erfordert eine gute Beobachtungsgabe, muss doch auch noch die Niederschlagssituation berücksichtigt werden, weil diese Düngung nur mit Niederschlag zur Wirkung kommt.
Im Durchschnitt werden in der Steiermark die Getreidebestände im Einknotenstadium (EC 31) gedüngt.
Die zweite Stickstoffgabe bei Wirtschaftsdüngerbetrieben
Flächen mit hohem Stickstoffnachlieferungspotenzial, welche häufig bei Güllebetrieben anzutreffen sind, müssen damit rechnen, dass gerade zu diesem Düngezeitpunkt Stickstoff aus dem leichtmobilisierbaren Pool nachgeliefert wird. Um diesen Vorrat besser einzuschätzen, ist es empfehlenswert, mit Düngefenstern zu arbeiten. Dabei wird die Fläche um 20 bis 30 kg N/ha niedriger gedüngt als laut Abbildung 1 vorgesehen. Zusätzlich wird ein kleiner repräsentativer Flächenabschnitt nicht gedüngt. Sollte dieser Flächenabschnitt schon nach ein bis zwei Wochen aufhellen, dann wäre die Abschlussdüngung vorzuziehen bzw. spätestens 10 bis 14 Tage nach dieser Beobachtung der Aufhellung des Vergleichsfensters die Anschlussdüngung durchzuführen. Diese wäre dann gleichzeitig die Abschluss- bzw. Qualitätsdüngung.
Dünne, nicht gemixte Gülle oder Jauche hat sich in den letzten Jahren als die beste Lösung bei Trockenheit bewährt. Durch das gute Einsickern in den Boden wirken die flüssigen Wirtschaftsdünger auch bei Trockenheit im Gegensatz zur Mineraldüngung.
In diese Zeit fallen auch andere wichtige Pflegemaßnahmen, wie die Halmverkürzung und ein eventuell notwendiger früher Fungizideinsatz.
Die Qualitätsdüngung zwischen Stadium Fahnenblattspitzen (EC 37) und Grannenspitzen (EC 49)
Diese Düngung beeinflusst Tausendkorngewicht und Eiweißgehalt des Getreides. Die Düngemengen je Kultur sind in Abbildung 1 dargestellt. Bei Futtergetreide werden in der Regel 40 bis 50 kg und bei Qualitätsweizen bis zu 100 kg N/ha in dieser Zeit gedüngt. Aber achten Sie in diesem Zusammenhang unbedingt auf die wasserrechtlich erlaubten Gesamtstickstoffdüngermengen je Hektar. Soll der Eiweißgehalt stärker beeinflusst werden, dann sollte diese Düngung nicht vor dem vollständigen Erscheinen des Fahnenblattes ausgeführt werden. Früheres Düngen beeinflusst noch das Tausendkorngewicht.
In diese Zeit fällt auch noch die letzte Möglichkeit zur Halmverkürzung, welche für zweizeilige Wintergerste in Wirtschaftsdüngerbetrieben fast jedes Jahr notwendig ist. Generell sollte Getreide auch zu diesem Zeitpunkt ein zweites Mal gekürzt werden, wenn die Bestände über 600 Ähren/m2 aufweisen und Wirtschaftsdünger auf der betroffenen Fläche häufig eingesetzt wird.
In diese Zeit fällt auch noch die letzte Möglichkeit zur Halmverkürzung, welche für zweizeilige Wintergerste in Wirtschaftsdüngerbetrieben fast jedes Jahr notwendig ist. Generell sollte Getreide auch zu diesem Zeitpunkt ein zweites Mal gekürzt werden, wenn die Bestände über 600 Ähren/m2 aufweisen und Wirtschaftsdünger auf der betroffenen Fläche häufig eingesetzt wird.
Kulturführung für ein höheres Hektolitergewicht HLG
Um ein hohes HLG, sprich einen großen Mehlkörper mit relativ wenig Schalenanteil zu erreichen, muss der Bestand von Anfang an auf ein gutes Wurzelsystem mit geringer Triebzahl getrimmt werden.