Moosbrugger zum “Tag des Apfels“: Heimischer Anbau trotz höchster Qualität gefährdet
Dass unsere Obstbaubetriebe einen unverzichtbaren Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten, jedoch mit gravierenden Herausforderungen zu kämpfen haben, streicht der Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, Josef Moosbrugger, anlässlich des nahenden “Tags des Apfels“ am 11. November hervor. “Explodierende Produktions- und Lagerkosten, die angespannte Marktsituation und vollkommen realitätsferne EU-Pläne bedrohen unseren Apfelanbau in Österreich massiv. Gemeinsam müssen wir dafür Sorge tragen, dass die beliebteste heimische Obstart auch weiterhin in dieser hohen Qualität und ausreichenden Menge zur Verfügung stehen kann“, betont Moosbrugger, der sich für Verbesserungen auf allen Ebenen einsetzt.
Über 20% aller Apfelanlagen in Österreich biologisch bewirtschaftet
“Trotz der erheblichen Trockenheit im Sommer erwarten wir auch heuer wieder eine hochqualitative, mengenmäßig durchschnittliche Apfelernte. Allein im Hauptanbaugebiet Österreichs, der Steiermark, die 2021 rund 73% der Ernte geliefert hat, werden 2022 insgesamt 148.000 Tonnen prognostiziert. Österreichs Apfelbauern werden somit trotz widriger Umstände die heimische Bevölkerung auch heuer wieder mit frischen Vitaminen und Nährstoffen versorgen“, berichtet Moosbrugger und weiter: “Über 20% aller Apfelanlagen in Österreich werden biologisch bewirtschaftet. Stolze 10% aller europäischen Bio-Äpfel wachsen in unserer Alpenrepublik.“
Verlässliche Partnerschaften und angemessene Erzeugerpreise gefordert
“Allein schon wegen der klimatischen Verhältnisse und höchsten Produktionsstandards gehören Österreichs Äpfel zu den weltbesten. Der Selbstversorgungsgrad von 91% in den vergangenen zehn Jahren ist allerdings keine Selbstverständlichkeit, sondern durch die explodierenden Energie-, Treibstoff- und sonstigen Betriebsmittelkosten massiv gefährdet“, so der LKÖ-Präsident. “Neben diversen Unterstützungsmaßnahmen ist es entscheidend, dass unsere Apfelbauern ihre enormen Mehrkosten am Markt auch abgedeckt bekommen. Ein paar Cent mehr, die sich im üblichen Haushaltsbudget kaum bemerkbar machen, würden für unsere Betriebe einen großen Unterschied bedeuten“, appelliert Moosbrugger an den Handel, für verlässliche Partnerschaften und angemessene Erzeugerpreise zu sorgen.
Vollkommen realitätsferne EU-Auflagen gefährden Anbau massiv
“Auch auf europäischer Ebene vorgeschlagene, realitätsferne Auflagen würden unseren Apfelanbau in weiten Teilen massiv gefährden. Wer schädlingsfreie, beste Qualität - ob biologisch oder konventionell - ernten will, muss die vitaminreichen Früchte davor entsprechend schützen. Dazu zählen neben standortgerechten Sorten, Hagelnetzen und vielen anderen Maßnahmen zu guter Letzt auch Pflanzenschutzmittel. Dabei dürfen nur streng geprüfte Stoffe von professionell geschultem Personal nach dem Motto ‚so wenig, wie möglich, so viel, wie notwendig‘ ausgebracht werden“, erklärt der LKÖ-Präsident.
Nicht fehlgeleiteten Ideologien, sondern Wissenschaft vertrauen
“Die Pläne im Rahmen des Green Deals bzw. der Verordnung zur ‘nachhaltigen‘ Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (sustainable use regulation - SUR) gehen jedoch in eine völlig falsche Richtung und würden den Obstanbau massiv gefährden bzw. in wichtigen Anbaugebieten sogar verunmöglichen. Auch von Handwerkern kann niemand verlangen, perfekte Arbeit zu liefern, ihnen aber entscheidende Werkzeuge dafür wegnehmen. Lebensmittel waren noch nie so sicher wie heute und unser moderner Pflanzenschutz leistet dazu einen wichtigen Beitrag“, gibt Moosbrugger zu bedenken. “Wir sollten nicht auf fehlgeleitete Ideologien, sondern auf Wissenschaft und Forschung vertrauen. Es gilt, gemeinsam unsere wertvolle Selbstversorgung durch unsere Apfelbauern abzusichern und weitere, klimaschädliche Importe zu verhindern“, fordert der LKÖ-Präsident die EU-Institutionen zum Umdenken auf. Im Rahmen des Green Deals ist u.a. eine 50%ige Reduktion der eingesetzten Pflanzenschutzmittelmengen vorgesehen, die SUR würde den Mitteleinsatz in zentralen Anbaugebieten gänzlich verbieten.
Stärkere Harmonisierung der Lohn- und Sozialstandards auf EU-Ebene
Da Österreichs Apfelbauern wegen der hohen Lohn- und Lohnnebenkosten für Erntepersonal außerdem einen massiven Wettbewerbsnachteil gegenüber europäischen Mitbewerbern haben, unterstreicht Moosbrugger die Notwendigkeit einer stärkeren Harmonisierung der Lohn- und Sozialstandards auf EU-Ebene. Weiters hält er eine bessere Herkunftskennzeichnung von Äpfeln in möglichst vielen Bereichen für entscheidend. Insgesamt gibt es rund 1.900 Apfelbaubetriebe in Österreich, die rund 7.700 ha bewirtschaften.