Männliche Küken: Österreich baut Vorreiterrolle aus
„Mit der Branchenvereinbarung für den künftigen Umgang mit männlichen Legeküken ist uns ein weiterer Meilenstein zur Sicherung der heimischen Eierproduktion gelungen. Zusammen mit dem österreichischen Mehrwertpaket an Zusatzleistungen, wie dem AMA-Gütesiegel, der Fütterung von europäischem gentechnikfreiem Soja oder aber dem gänzlichen Ausstieg aus der Käfighaltung sind wir europaweit Vorreiter bei einer ethisch akzeptierten Geflügelhaltung“, freut sich EZG-Obmann Franz Kirchweger.
In einem breiten Schulterschluss der österreichischen Geflügelwirtschaft mit heimischen Zoos und Greifvogelorganisationen sowie den Koalitionsparteien einigte man sich kürzlich in einer Branchenvereinbarung auf ein „Drei-Säulen-Modell“ (unten) zum Ausstieg aus dem nutzlosen Töten von männlichen Legeküken.
- Demnach dürfen seit 1. Jänner 2022 keine zuvor lebensfähigen Küken mehr an Einrichtungen der Tierkörperverwertung abgegeben werden.
- Nur nachweislich von österreichischen Zoos und Greifvogelstationen tatsächlich benötigte Futterküken dürfen qualitätsgesichert an diese Einrichtungen ausgeliefert werden.
- Parallel dazu unterstützt die Geflügel-Branche die Aufzucht der männlichen Legeküken in den Premium-Programmen der Legehennenhaltung.
- Weiters beobachtet sie die technische Weiterentwicklung und Praxisreife von möglichst früh nach Brutbeginn ansetzenden Methoden der Früherkennung des tatsächlichen Geschlechts der Küken im Brutei.
Das Drei-Säulen-Modell
- Futterküken als unverzichtbare Nahrungsquelle. Wäre das Töten von Küken in Österreich vollkommen gestoppt worden, hätten große Mengen an Futterküken aus dem europäischen Ausland importiert werden müssen. Futterküken sind für Zoos und Greifvogelstationen nämlich eine unverzichtbare Nahrungsquelle. Mit der aktuellen Lösung wurde eine Möglichkeit gefunden, eine qualitätskontrollierte Bereitstellung dieser Futterküken und ein Töten in CO2-Narkose zu sichern und somit sinnloses Schreddern zu verhindern.
- Aufzucht der männlichen Legeküken. Österreich war das erste Land weltweit, das im Rahmen einer Branchenvereinbarung in der gesamten Bio-Eierproduktion die Aufzucht männlicher Legeküken umgesetzt hat. Auch in einzelnen Premium-Programmen in der Freilandhaltung werden männliche Küken aufgezogen. In der nun ausverhandelten Branchenvereinbarung ist vorgesehen, die weitere Entwicklung dieser Handlungsoption den strategischen Überlegungen der Marktpartner zu überlassen.
- Geschlechts-Früherkennung im Brutei. Je nach Verfahren kann das Geschlecht des Kükens zwischen dem 9. und 13. Tag der Bebrütung bestimmt werden. In der Branchenvereinbarung sieht man es jedoch als zielführend an, einem Verfahren den Vorzug zu geben, das das Geschlecht möglichst vor dem Einsetzen des Schmerzempfindens feststellt. Hier laufen Forschungen!